
Die Namen und Bezeichnungen des heiligen Qur’an
Zum Verständnis der
Botschaft des heiligen Qur’an und der Funktion, die er ausübt, ist es zunächst
erforderlich zu betrachten, welche Namen und Bezeichnungen er für sich selbst
aufführt. Der Forscher Badr al-Din Zereshki hat über 90 Namen oder
Bezeichnungen für den heiligen Qur’an aufgezählt. Ein anderer Forscher, Qadhi
Azizi, hat 55 Bezeichnungen und Namen für den heiligen Qur’an gefunden. Abu al-Futuh Razi führt 43 Namen für den
heiligen Qur’an auf, die eher beschreibender Natur sind. Der große Gelehrte
al-Tabrasi hingegeben hat sich in seinem Werk Madschma-ul-Bayan lediglich auf vier
Bezeichnungen für den heiligen Qur‘an eingeschränkt:
1.
Qur’an
2.
Furqan
3.
Kitab
4.
Dhikr
Diese Bezeichnungen werden im Folgenden etwas erläutert und
samt qur’anischer Quelle wiedergegeben:
1.
Qur’an (Verlesung)
„Uns obliegt seine Sammlung und seine
Verlesung. Wenn Wir ihn verlesen haben, so folge seiner Verlesung.“ [1]
·
Dies ist die besondere
Bezeichnung für das Buch, welches dem Propheten des Islam offenbart wurde.
2.
Furqan
(Unterscheidungsmerkmal zwischen Recht und Unrecht)
„Gesegnet sei
der, der auf seinen Diener das Unterscheidungsmerkmal herabgesandt hat.“
„Und Er hat die Tora und das
Evangelium herabgesandt, zuvor, als Rechtleitung für die Menschen. Und Er hat
das Unterscheidungsmerkmal herabgesandt.“
·
Diese Bezeichnung
wurde auch für das auf Moses offenbarte Buch verwendet:
„Und Wir haben Mose und Aaron
das Unterscheidungsmerkmal zukommen lassen, und ein Licht und eine Ermahnung
für die Gottesfürchtigen.“
3.
Kitab (Buch)
„Wir haben zu dir das Buch
mit der Wahrheit hinabgesandt, damit du zwischen den Menschen nach dem
urteilst, was Gott dich hat sehen lassen.“
„Dieses Buch, an dem es
keinen Zweifel gibt.“
·
Dieser Begriff wird
allgemein für die Bücher aller Propheten verwendet.
4.
Dhikr (Ermahnung)
„Wir, ja Wir haben die
Ermahnung hinabgesandt, und Wir werden sie gewiss bewahren.“
„Und Wir haben zu dir die
Ermahnung herabgesandt, damit du den Menschen deutlich machst, was zu ihnen
herabgesandt worden ist, und auf dass sie nachdenken.“
·
Diese Bezeichnung
wurde auch für das auf Moses offenbarte Buch verwendet:
„Und Wir haben Mose und Aaron
das Unterscheidungsmerkmal zukommen lassen, und ein Licht und eine Ermahnung
für die Gottesfürchtigen.“
Negation der Illusion um die Verfälschung des heiligen
Qur’an
Eine Verfälschung kann
mehrere Formen haben:
1.
Verfälschung durch Hinzufügung: Ein Inhalt wird entgegen der Absicht des
Verfassers einem Buch hinzugefügt.
2.
Verfälschung durch Entfernung: Ein Inhalt wird entgegen der Absicht des
Verfassers von einem Buch entfernt.
3.
Verfälschung durch Veränderung: Ein Inhalt wird entgegen der Absicht des
Verfassers von einem Buch verändert. Im Grunde mündet diese Art der
Verfälschung in eine der vorangegangenen Formen, denn eine Veränderung erfolgt
entweder durch die Hinzufügung oder Entfernung eines Inhalts.
Unter Berücksichtigung
dessen, dass unter den Fachexperten ein Konsens darüber besteht, dass dem
heiligen Qur’an vorangegangene himmlische Bücher auf der einen oder anderen Art
und Weise der Verfälschung unterlegen sind, hat sich bei einigen Personen die
Illusion breit gemacht, dass evtl. auch beim heiligen Qur’an an einigen
Passagen menschliche Veränderungen durchgeführt worden sein könnten. Diese
Illusion kann man aus zwei Perspektiven ausräumen:
1.
Die Versicherung des heiligen Qur’ans selbst: Die Option der Verfälschung durch Hinzufügung wird
unter Berücksichtigung der sog. Herausforderungs-Verse im heiligen Qur’an als
ein Ding der Unmöglichkeit klassifiziert:
§ „Und wenn ihr im Zweifel seid
über das, was Wir auf unseren Diener hinabgesandt haben, dann bringt eine Sure
gleicher Art bei.“
§ „Sprich: Wenn
die Menschen und die Dschinn zusammenkämen, um etwas beizubringen, was diesem Qur‘an
gleich wäre, sie brächten nicht seinesgleichen bei, auch wenn sie einander
helfen würden.“
In anderen
Versen des heiligen Qur’an versichert der gnädige Gott die Unversehrtheit und
die Wahrung des heiligen Qur’an gegenüber Verfälschungen und Abänderungen,
welches beide Optionen der Hinzufügung und Entfernung einschließt und ad acta
legt:
§ „Wir, ja Wir
haben die Ermahnung hinabgesandt, und Wir werden sie gewiss bewahren.“ [12]
§ „Fürwahr, es ist
ein hehres Buch, an das das Falsche weder von vorn noch von hinten herankommt. Eine
Herabsendung von einem, der weise und des Lobes würdig ist.“
2.
Die Notwendigkeit der Ewigkeit des Islam: Da der Islam die ewige und letzte Religion ist, stellt
die Unversehrtheit des heiligen Qur’an vor jeglicher Verfälschung und Änderung
ein Erfordernis dar. Der heilige Qur’an ist das Fundament der islamischen
Glaubensüberzeugungen und juristischen Normen, sodass das Fortbestehen und der
Schutz des Islam unweigerlich mit dem Fortbestehen und dem Schutz des heiligen
Qur’an in Verbindung steht.
Der Unterschied des heiligen
Qur’an im Vergleich zu anderen himmlischen Büchern hinsichtlich der Möglichkeit
zur Verfälschung
Der Islam und der heilige
Qur’an weisen einige Unterschiede zu anderen Religionen und ihren himmlischen
Büchern auf, u.a.:
1.
Im heiligen Qur’an sind sowohl die Wörter als auch die Inhalte göttliche
Offenbarung, wohingegen in den vorangegangenen himmlischen Büchern lediglich
die Botschaft göttlichen Ursprungs gewesen ist.
2.
Der heilige Qur’an fordert alle Menschen und Dschinn heraus, etwas dem
Qur’an Ebenbürtiges herbeizuholen, anders als andere himmlische Bücher.
3.
Beim heiligen Qur’an besteht die göttliche Versicherung hinsichtlich seiner
bleibenden Unversehrtheit, welches über andere himmlische Bücher nicht gesagt
werden kann.
4.
Der Islam ist eine globale und ewige Religion, wohingegen andere Religionen
einen begrenzten Kreis an Adressierten und eine begrenzte Gültigkeitsdauer
aufweisen.
Die Befürworter und Leugner
der Qur’an-Verfälschung
In der Geschichte des Islam
gab es vereinzelt Personen unter den verschiedenen islamischen Denkschulen, die
auf Basis einiger Überlieferungen in den entsprechenden Sammelwerken die
Überzeugung vertraten, dass einige Passagen vom heiligen Qur’an entfernt worden
seien. Über diesen Personenkreis muss gesagt werden, dass sie nicht zu den
großen muslimischen Religionswissenschaftlern zählten und sich darüber hinaus
Überlieferungen bedienten, die den wissenschaftlichen Kriterien nicht
standhalten und von zweifelhafter Natur sind. Ihnen gegenüber befindet sich das
Gros der Muslime sämtlicher Denkschulen, die angeführt von den
Religionswissenschaftlern und Theologen an die Unversehrtheit des heiligen
Qur’ans glauben, welches im Weiteren durch authentische islamische
Überlieferungen, die eine Verfälschungsoption des Qur’an negieren, bestätigt
wird.