Freitagsansprache von 31.03.2017
von Ayatollah Dr. Ramezani Imam und Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg e.V
Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des Allerbarmers
Aller
Lobpreis gebührt Gott, dem Erhabenen, dem Herrn aller Welten. Wir
danken Ihm für Seine Gnade und Seine Gaben und bitten Ihn um Hilfe und
Rechtleitung in allem, was wir tun, und hoffen, dass Er uns in Seine
Gunst aufnimmt. Sein Frieden und Segen sei mit unserem Propheten
Muhammad, seinen reinen Nachkommen und seinen rechtschaffenen Gefährten.
O Diener Gottes, ich rate mir selbst und Ihnen allen zur Ehrfurcht vor
Gott und zum Gehorsam gegenüber Seinen Geboten.
Da die Religion in der Rechtsleitung des
Menschen und der Gesellschaft großen Einfluss hat, werden auch die religiösen
Lehren die Gedanken und Glauben derjenigen, die daran glauben, beeinflussen.
Diese Lehren werden auch praktisch das Leben dieser Menschen verändern, und da
die Gesellschaft von Individuen besteht und nicht abgesondert ist, wird dies
unwillkürlich auch auf die Gesellschaft Einfluss ausüben. Es steht außer Frage,
dass das Leben und die Ansichtsweise derjenigen, die an Gott glauben, sich von
denjenigen, die nicht an Gott glauben, unterscheidet. Mit anderen Worten ist die
fromme Lebensweise grundlegend von einer Lebensweise, die sich auf Leugnung,
Unglaube, und Unreligiösität basiert verschieden. So gesehen bedeutet die
religiöse Existenz ein Leben, basierend auf Glaube und religiöse Tatsachen. daher
ist es notwendig, dass wir einige wichtige Punkte über den Glauben (ایمان) und
das darauf basierende Leben erwähnen.
Glaube und dessen Bedeutungen
Das Wort „ایمان“ leitet von „امن“ (Sicher) ab,
und bedeutet Glaube,
Zuneigen, Zugestehen,
Unterwerfung und Sicherheit.
„Raghebe Esfehani“ schreibt über diesen Begriff: Glaube bedeutet die Annahme
und das Zugeständnis der Wahrheit. Was verwirklicht dies in der Gesellschaft?
Innerliches Zugestehen, wörtliche Bekundung und Handeln.
Imam Ali stellt in
seinen Reden die Wahrheit des Glaubens so vor: „ Ich fragte den Propheten: Was
ist Glaube? Er sagte: Zugeständnis mit dem Herzen und Bekundung mit Worten und
Handeln mit den Körperteilen.“
Diese Worte sind die Definition des Glaubens nach der Schariah (Islamischen
Lehren). Der Glaube ist die innere Überzeugung, Bekundung und Befolgen der
Lehren und Annahme der Schariah. Anders gesagt ist dieser Begriff der innere
Glaube und Sicherheit, wonach auch gehandelt werden sollte. Wenn also der
Glaube ohne geeignete Taten ist, kann er kein wahrer Glauben sein.
Gott sagt in diesem
Zusammenhang in einem Koranvers:
لَّا تَجِدُ قَوْمًا يُؤْمِنُونَ بِاللَّـهِ وَالْيَوْمِ الْآخِرِ يُوَادُّونَ
مَنْ حَادَّ اللَّـهَ وَرَسُولَهُ وَلَوْ كَانُوا آبَاءَهُمْ أَوْ أَبْنَاءَهُمْ
أَوْ إِخْوَانَهُمْ أَوْ عَشِيرَتَهُمْ ۚ أُولَـٰئِكَ كَتَبَ فِي قُلُوبِهِمُ
الْإِيمَانَ وَأَيَّدَهُم بِرُوحٍ مِّنْهُ ۖ وَيُدْخِلُهُمْ جَنَّاتٍ تَجْرِي مِن
تَحْتِهَا الْأَنْهَارُ خَالِدِينَ فِيهَا ۚ رَضِيَ اللَّـهُ عَنْهُمْ وَرَضُوا
عَنْهُ ۚ أُولَـٰئِكَ حِزْبُ اللَّـهِ ۚ أَلَا إِنَّ حِزْبَ اللَّـهِ هُمُ الْمُفْلِحُونَ
Du wirst nicht
feststellen, daß Leute, die an Gott und den Jüngsten Tag glauben, denen Liebe
zeigen, die sich Gott und seinem Gesandten widersetzen, auch wenn sie ihre
Väter wären oder ihre Söhne, ihre Brüder oder ihre Sippenmitglieder. In deren
Herzen hat Er den Glauben geschrieben und sie mit einem Geist von sich
gestärkt. Er wird sie in Gärten eingehen lassen, unter denen Bäche fließen;
darin werden sie ewig weilen. Gott hat Wohlgefallen an ihnen, und sie haben
Wohlgefallen an Ihm. Sie sind die Partei Gottes. Siehe, die Partei Gottes sind
die, denen es wohl ergeht.
Aus diesem Grund sagt
der Prophet dem „Abuzar“: „Abuzar! Nichts ist Gott lieber als der Glaube an
ihm, und Distanzierung von dem, was er verboten hat.“
So ist es klar, dass die Grundlage des Glaubens die Nautr und das wahre
Bedürfnis des Menschen ist – und nicht Angst und Unwissenheit. Der Glaube an Gott
fürht zum inneren Frieden und Sicherheit. Gott sagt im Koran:
أَلا بِذِكْرِ اللَّهِ تَطْمَئِنُّ الْقُلُوب
ja, im Gedenken Gottes
finden die Herzen Ruhe
Also, wenn jemand sich
von Gottes Gedanken entfernt, wird ein schweres Leben haben. Der Koran sagt:
وَمَنْ أَعْرَضَ عَن ذِكْرِي فَإِنَّ لَهُ مَعِيشَةً ضَنكًا
Und der, der sich von
meiner Ermahnung abwendet, wird ein beengtes Leben führen.
So ein Mensch wird
schwierige Zeiten erleben. Aber ein von Glaube erfülltes Leben wird schön,
heiter, motiviert, ruhig und mit Hoffnung auf das Leben sein. Der Glaube ist
nämlich eine Stufe höher als der Islam gestellt. Obwohl sie nach Außen hin einhergehen,
ist es jedoch im Inneren nicht so. „Sama´at bin Mihran“ überliefert von Imam
Sadegh: „Ich sprach einmal Imam Sadegh an, und sagte: Offenbare mir die
Wahrheit des Islams und des Glaubens. Sind sie unterschiedlich? Da sagte er:
Der Glaube beinhaltet den Islam, doch der Islam beinhaltet nicht den Glauben.
Ich bat ihn, es genauer zu erklären. Er sagte: Islam ist die Bekundung zur
Einheit Gottes, die Prophetschaft Mohammeds (gegrüßet sei er) im Islam. Demzufolge
wird das Blut eines Muslims gewahrt, und die Tradition der Eheschließung und
der Erbschaft bestimmt. Die Masse befolgt nach außen hin nach den Regeln des
Islams. Doch der Glaube bedeutet,wenn man den Weg zum Recht findet, und der
Sinn des Islams sich im Herzen und Taten wiederspiegelt. Der Glaube ist eine
Stufe höher als der Islam. Der Glaube geht mit dem äußeren Islam einher, doch
der Islam ist mit dem inneren Glauben nicht auf einer Stufe, selbst wenn der
Islam und der Glaube von der Definition her gleich sein sollten.“
Wissenschaft und Glaube
Der Glaube, der in der
religiösen Existenz erwähnt wird, entsteht mit Hilfe der Wissenschaft über die
Kenntnisse der Zeichen Gottes. Denn diese Wissenschaft wird manchmal durch Erfahrungen
erworben, manchmal durch Nachdenken und Begründung, und manchmal durch Beweise.
Aus diesem Grund ruft der Koran auf, über die Koranverse bezüglich der Welt und
der Menschen nachzudenken, und die Geschichte der Vorfahren zu studieren, um
den Glauben zu festigen. Das alles bezeugt davon, dass die Wissenschaft und der
Glaube eine enge Beziehung haben.
أَوَلَمْ يَتَفَكَّرُوا فِي أَنفُسِهِم ۗ مَّا خَلَقَ اللَّـهُ السَّمَاوَاتِ
وَالْأَرْضَ وَمَا بَيْنَهُمَا إِلَّا بِالْحَقِّ وَأَجَلٍ مُّسَمًّى ۗ وَإِنَّ كَثِيرًا
مِّنَ النَّاسِ بِلِقَاءِ رَبِّهِمْ لَكَافِرُونَ
Denken sie denn nicht in
ihrem Inneren (darüber) nach? Allah hat die Himmel und die Erde und was
dazwischen ist nur in Wahrheit und (auf) eine festgesetzte Frist erschaffen.
Aber viele von den Menschen verleugnen fürwahr die Begegnung mit ihrem Herrn.
Wenn man die Koranverse
und die Überlieferungen genau studiert, wird man erkennen, dass Wissenschaft
ohne Glauben wie eine Schneide in den Händen des Lebene ist, denn Glaube ohne
Wissen führt zu Engstirnigkeit und Blindheit. Aber Glaube zusammen mit Wissen
führt zum Wachstum und Blüte des Menschen. Denn Glaube und Wissen sind alte
Freunde und leiten den Menschen zum Himmel und seinem Schöpfer. Imam Ali sagt
in diesem Zusammenhang:
الْعَقْلُ خَلِيلُ الْمُؤْمِن
Das Wissen ist der Freund des Gläubigen.
Dieser Punkt ist aus diesem Grund wichtig, weil die wichtigsten
Philosophien der „Besat بعثت“ (Berufung zum Prophetenschaft) der Propheten – die auf Glauben
basiert – die Blüte und der Ausbau des Wissens und die Nutzung dessen Mächte
ist. „und sollen die verborgenen Fähigkeiten der Vernunft offenbaren“
Vernunft und Glaube
Einer der von Islam angenommenen Tatsachen ist, dass zwischen der Vernunft
und dem Glauben eine Einigkeit besteht. Daher steht es außer Frage, dass der
Glaube ohne Vernunft zu Aberglaube, und und Vernunft ohne Glaube zu Nihilismus
führt. Erst mit der Erleuchtung der Vernunft werden die Wege des Glaubens
offenbart. Mit der Vernunft und Studium können Glaube, Religion und Achtung
erzielt werden.
Dies wird durch die Worte Imam Alis, der besagt:
الدِّينُ وَ الْأَدَبُ نَتِيجَةُ الْعَقْل
Glaube und Höflichkeit sind das Resultat der Vernunft.
bekräftigt. Weiterhin sagt er: Jeder, der drei Eigenschaften besitzt, dem
ist sein Glaube vollkommen: Weisheit, Geduld und Wissen.
Daher sagt „Shahid Motahari“ über die Relation zwischen Glaube und Vernunft:
Der Koran fordert niemals von dir, dass, wenn du Glauben gewinnen willst, du
der Vernunft absagen sollst. Der Koran sieht in diesen beiden Theman keinen
Widerspruch. Der Koran sagt nämlich: geh deiner eigenen Vernunft nach und
beschreite auch den Weg der Reinigung der Seele. Durch diese beiden Wege wirst
du zum Ziel gelangen.
Schluss
Genauso wie zwischen „Wissenschaft, Vernunft und Glaube“ eine Verbindung
besteht, so existiert auch zwischen „Glaube und Taten“ eine starke Bindung,
denn zwischen Taten gehören zu den Werkzeugen des Glaubens. Im Koran wird in
vielen Fällen Der Glaube zusammen mit guten Taten erwähnt:
إِلَّا الَّذِينَ آمَنُوا وَعَمِلُوا الصَّالِحَاتِ
die glauben und die guten Werke tun
Denn es sind die Taten der Menschen, die sie zur Ehre oder zur Erniedrigung
führen. Daher setzt der Islam das Maßstab zur Annahme der Taten, den Glauben an
die Tat, einhergehend mit reiner Absicht (نیت). Jede
gute Tat, die nun aus der Sicht der islamischen Kultur, Lob für den Täter
bringt, wird auch von der reichen Kultur des Korans gepriesen.
وَمَنْ أَرَادَ الْآخِرَةَ وَسَعَىٰ لَهَا سَعْيَهَا وَهُوَ مُؤْمِنٌ فَأُولَـٰئِكَ
كَانَ سَعْيُهُم مَّشْكُورًا
Wer das Jenseits will und sich darum bemüht, wie es ihm zusteht, wobei er
gläubig ist, - denen wird für ihr Bemühen gedankt.